Die Fachgruppe OÖ der gewerblichen Dienstleister der Wirtschaftskammer veranstaltete heuer am 13. Juni 2025 gemeinsam mit der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen und den Fachgruppen der anderen Bundesländerkammern den dritten Forstunternehmer-Tag. Über 40 Unternehmerinnen und Unternehmer folgten der Einladung in den Waldcampus Traunkirchen (OÖ).
Das Programm war sehr abwechslungsreich gestaltet mit interessanten Fachvorträgen am Vormittag und einem spannenden Praxisteil am Nachmittag bei dem auch der Erfahrungsaustausch unter den Besuchern sehr gut genutzt wurde.
Eröffnung durch die Veranstalter
Der Obmann der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister Dr. Christian Fuchs und Berufsgruppensprecher Ing. Michael Eder begrüßten die Teilnehmer sehr herzlich. Hierbei präsentieren sie sehr eindrucksvoll die Zusammensetzung der Wirtschaftskammer, ihre vielfältigen Aufgabenbereiche und unterstrichen die Wichtigkeit der Forstunternehmer als Teil der gewerblichen Dienstleister und wertvollen Wirtschaftsbereich untermauerte dies mit einigen bemerkenswerten Zahlen.
Österreich hat eine Waldfläche von ca. 48%, wovon ca. 82% Privatwald sind .
Die jährliche Bruttowertschöpfung liegt bei ca. 12 Mrd. € pro Jahr. Der Exportanteil der österreichischen Holzprodukte liegt bei etwa 70%.
Für die Fachberufsschule Forst in Rotholz wurde ein Harvestersimulator angeschafft, um die Ausbildungsteilnehmer noch besser auf die Praxis vorbereiten zu können.
Im Anschluss folgte von DI Mathias Loidl aus dem Bereich Forsttechnik ein Überblick über die forstlichen Ausbildungsstätten, Fachinstitute und Forschungsstandorte des BFW in Österreich sowie den modernisierten Standort Traunkirchen mit modernster Ausstattung in 400 Räumen und die Ausbildungsschwerpunkte und Aufgabenbereiche der FAST Traunkirchen. Besonderes Augenmerk wird im Rahmen der Aus- & Weiterbildungen auf das Thema Sicherheit gelegt und hierbei kann mittlerweile die Forstarbeit mittels virtueller Computertechnik in verschiedensten Szenarien trainiert werden.
Nokian Tyres – Forstreifen im Praxiseinsatz
Im Anschluss stellte Marcel Wolf von Nokian Österreich die Firma Nokian Tyres vor und zeigte eindrucksvoll, welche Produktkategorien das Programm von Nokian Tyres umfasst und wo die größten Unterschiede zwischen Landwirtschafts- und Forstreifen liegen. Während es beim klassischen Ackerreifen eher um die Themen Übertragung von Zugkräften, Bodendruck und Spritverbrauch auf dem Feld und auf der Straße geht, sind im Wald ganz andere Kriterien wichtig. Hier spielen vor allem Themen wie Durchstichfestigkeit, Karkasse mit Stahlgürtel oder die Eignung für Ketten und Bänder eine entscheidende Rolle. Diese unterschiedlichen Anforderungen erfordern daher beste Beratung von Spezialisten um die richtige Reifenauswahl für den jeweiligen Einsatz treffen zu können.
Raoul Narodoslavsky von FORESTREE, Österreichs Schwerpunkthändler für NOKIAN Tyres, vermittelte den interessierten Teilnehmern worauf des bei Reifen in der Praxis ankommt. Der wichtigste Punkt bei Forstmaschinen im Einsatz – aufgrund ihres meist sehr hohen Gewichts - ist der Luftdruck in den Reifen .
In der Praxis zeigt sich leider immer wieder, dass zu wenig Luft in den Reifen ist.
Wenn der Reifen einen Schaden nimmt, und wir dann vor Ort schauen, was das Problem ist, ist fast immer der zu niedrige Reifendruck schuld.
Oftmals kann aber der Kunde oder Fahrer der Maschine gar nichts für einen Reifen, der nach kürzester Zeit kaputt geht. Der Grund hierfür liegt oftmals ganz wo anders – und zwar bei der falschen Montage! Dort wird der Reifen vielfach schon beschädigt, ohne dass es auf den ersten Blick ersichtlich ist, oder jemand merkt. Im Einsatz unter schwerster Belastung werden diese oftmals kleinen Beschädigungen aber oftmals dann zum großen Problem.
Zusätzlich werden Reifen im Forst oft auch durch Ketten und Bänder extrem beansprucht. Diese können sehr hilfreich, aber auch Fluch sein, da sie die Reifen sehr schnell zerstören können.
Hier ist es extrem wichtig, dass die Ketten und Bänder von der Art und Größe auch für den jeweiligen Reifen passen! Wer also mehr als 50% seiner Tätigkeit mit Bändern fährt, sollte unbedingt einen „F-Reifen“ von Nokian verwenden.
Zum Abschluss präsentierte er noch die neue Sensortechnik (NOKIAN INTUITU – Austrofoma-Innovationspreis 2023) für schlauchlos montierte Schwerreifen (z.B. Traktoren mit Nokian TRACTOR-KING-Versionen) an der Innenseite von NOKIAN Reifen als hilfreiche Ergänzung, bei der via Bluethooth in Echtzeit alle wichtigen Betriebsdaten wie Luftdruck, Temperatur, Abnutzung etc. erfasst und übermittelt werden.
Baumsteigen – Ausrüstung, Klettertechniken, Rettung
Ing. Dieter Auinger von der FAST Traunkirchen präsentierte den Besuchern spannende Einblicke in das Thema Baumsteigen. Worauf kommt es an – worauf ist zu achten – wie hat sich die Klettertechnik von früher zu heute verändert. Anhand von unterschiedlichen Ausrüstungsgegenständen konnte man sehr schnell erkennen, dass es heute undenkbar wäre, mit der Technik von damals zu klettern.
Mindestens genau so wichtig wie die Technik ist aber auch, die Sicherheitsregeln beim Baumsteigen unbedingt zu beachten (Alleinarbeit, Wetterverhältnisse, Ausrüstungskontrolle, Vorsorge für Rettung, usw. ) und wie erfolgt bei m Baumsteigen die Rettung von Kollegen am Baum. Zum Abschluss wurde noch das Aus- und Weiterbildungsprogramm mit den Zertifikatslehrgängen „Baumsteigen“ sowie „Baumprüfung und Baumpflege“ mit den jeweiligen 2 Modulen vorgestellt.
Betriebsordnungen bei verschiedenen Arbeitsverfahren
Ing. Siegfried Sperrer von der FAST Traunkirchen präsentierte die neu entwickelten Betriebsordnungen für verschiedene Bereiche im Forst. Diese wurden in einer Arbeitsgruppe bestehend aus Teilnehmern der FAST, AUVA, SVS, LK, Mayr-Melnhof, BMAW, BFM, BOKU, ÖBF und Land OÖ entwickelt und erarbeitet. Es wurden insgesamt 3 Betriebsordnungen erstellt – diese sind:
- Holzrückung mit Forwarder & Holzanhänger
- Forstliche Seilbringungsanlagen
- Holzrückung imBodenzug mit Forstschlepper und Forsttraktor
Diese beinhalten alle wesentlichen Punkte von „Allgemeinen Richtlinien“ über „Sicheres Verhalten im Gefahrenbereich“ bis hin zu „Verkehrsvorschriften“ und „Wiederkehrende Prüfungen“ – um nur einige zu nennen.
Weiters begeistert er die Zuhörer mit dem Thema „Zufällung Harvester – Kranfällung“. Worauf ist zu achten und was sind die Aufgaben der einzelnen Personen wenn die Arbeitsbereiche getrennt oder überschneidend sind. Was ist bei Motormanueller Fällung mit Kranunterstützung zu beachten – wo liegen die Gefahren.
Worauf ist bei der Schlepperrückung zu achten. Wie müssen Anschlagmittel und Umlenkrollen richtig dimensioniert sein. Hierzu wurden die beiden geltenden Normen „FTF“(Forest Tractive Force) und „WLL“ (Working Load Limit) vorgestellt.
Besonders wichtig ist in der Praxis darauf zu achten, nach welcher Norm die verwendeten Hilfsmittel geprüft sind (siehe Prüfplakette) – da die Bezeichnungen irreführend sein können indem sie unterschiedliche Sicherheiten beinhalten. Sind die verwendeten Schlingen, Ketten, Umlenkrollen,… auf die Zugkraft meiner Winde auch ausgelegt (mit entsprechendem Sicherheitsfaktor)?
Ladstätter-Laufwagen: Das „Kraftwerk im Forst“
Der St. Jakober Hannes Ladstätter beschäftigt sich seit 30 Jahren beruflich mit der Sanierung von Wäldern. Er hat sich oft die Frage gestellt ob es eine Möglichkeit gibt, die Energie des Laufwagens einer Seilbahn irgendwie nutzbar zu machen. Und so ist er auf die Idee gekommen, einen elektrischen Laufwagen zu entwickeln, bei dem die Energie rekuperiert wird, sobald er sich bewegt. Hannes Ladstätter hat es also geschaft, einen Laufwagen zu entwickeln, der Bewegungenergie in elektrische Energie umwandelt, speichert und dadurch mit selbst erzeugter Energie seine Funktionen steuern kann.
Die entwickelte Laufwagen ist noch im Prototypenstatus und daher auch noch nicht am Markt erhältlich, da die Programmierung (Steuerung zu 100% elektronisch) noch nicht ganz fertig ist.
Gemeinsam mit der Fa Teufelberger möchte er versuchen, das Projekt so rasch als möglich serienreif fertig zu stellen.
Mittlwerweile gibt es auch eine Diplomarbeit der FH Wels zu diesem Thema.
Eine einzigartige Entwicklung, die es so bisher am Markt noch nicht gibt.
Praxisteil mit interessanten Vorführungen
Der Forstunternehmertag wurde mit einem spannenden Praxisteil am Nachmittag abgerundet.
Die Teilnehmer konnten sich an verschiedenen Stationen zu den Themen Forstseilwinden, Forstreifen, Seilbahntechnik mit dem Ladstätter Laufwagen und Baumsteigen mit Rettung eines Kollegen vom Baum interessante Einblicke holen.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde noch ein toller Sachpreis – gesponsert von der Fa. Grube Forst – verlost.
Fazit
Ein abwechslungsreiches Programm mit informativen Vorträgen am Vormittag und ein spannendes Nachmittagsprogramm machten den 3. Forstunternehmnertag zu einer gelungenen Veranstaltung mit Besuchern die sich schon wieder auf den nächsten im Jahr 2026 freuen.