Wirtschaftsdünger haben in der österreichischen Landwirtschaft und insbesondere in der Biolandwirtschaft im Sinne der Kreislaufwirtschaft und als Basis einer guten Nährstoffversorgung unserer Kulturpflanzen und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit eine große Bedeutung. Zusätzlich haben die hofeigenen Wirtschaftsdünger aufgrund der deutlich sichtbarer gewordenen Energieabhängigkeit der Welt eine noch nie dagewesene wirtschaftliche Bedeutung gewonnen. Werden alle in der Gülle enthaltenen Nährstoffe (Phosphor, Kali, Kalzium, …) „mineraldüngeräquivalent“ bewertet, dann ist eine klassische Milchviehgülle bis zu 15 Euro/m3 wert. Berücksichtigt man noch den „Humusersatzwert“ sind es 16-17 Euro/m3 mehr. Aber nicht nur deshalb ist es hoch an der Zeit sich mit möglichen Effizienzverbesserungen im Wirtschaftsdüngermanagement zu beschäftigen, sondern auch aufgrund der immer intensiver werdender Diskussionen um die Geruchsbelästigung im Zusammenhang mit der Wirtschaftsdüngerausbringung.
Damit am Grünland die Düngestreifen nicht zum Problem werden!?
Damit am Grünland die bandförmig abgelegte Gülle nicht in das Futter einwachsen kann ist die Gülle entweder zu verdünnen (Sommergülle 1:1) oder bei größeren Transportentfernungen die Gülle zu separieren. Auch hinsichtlich Gülleseparierung läuft eine Kubikmeterförderung von 1,40/m3, um die hohen Herstellungskosten zwischen 2,5 bis 5 Euro pro Kubikmeter entsprechend reduzieren zu können.
Spätestens bei Feld-Hofentfernungen von 5 km und mehr wird die Gülleseparierung bereits aufgrund der eingesparten Transportkosten wirtschaftlich interessant. Der Güllefeststoff kann auch als Einstreualternative zu Stroh in Tiefboxen verwendet werden. Dabei sind jedenfalls Hygienestandards einzuhalten! Es sollte kein Güllefeststoff derselben Tierkategorie von anderen Betrieben als Einstreu mitgeschleppt werden. Das Zwischenlagern von Feststoffen ohne sofortiges Verdichten und luftdichtes Abdecken – Einsilieren – ist unbedingt zu vermeiden. Innerhalb weniger Stunden erwärmt sich der gestapelte Feststoff stark und Coliforme und andere Krankheitskeime vermehren sich sofort.
Die Infiltrationseigenschaften (Eindringen der Gülle in den Boden) der separierten Gülle sind im Vergleich zu einer unbehandelten Gülle deutlich verbessert und die Neigung zur Futterverschmutzung deutlich reduziert. Unabhängig von der Ausbringtechnik besteht diesbezüglich Handlungsbedarf! Ergebnisse aus Österreich und der Schweiz zeigen mehrfach, dass breitflächig ausgebrachte Gülle in gleicher Weise, wenn nicht sogar erhöht zur Futterverschmutzung neigt. Faktum ist, dass dieses Problem von den LandwirtINNen deutlich weniger wahrgenommen wird, wie die Streifenbildung bei der bandförmigen Gülleausbringung. Wird eine dicke Gülle bandförmig ausgefahren und es anschließend nicht oder nicht ausreichend regnet, ist es sinnvoll nach dem Antrocknen der Güllebänder diese mit dem Wiesenstriegel zu zerteilen.
Gülle separieren oder einfach mit Wasser verdünnen?!
Die Wirkung der Gülleverdünnung mit Wasser ist seit vielen Jahren bekannt. An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wurden unter Schechtner Verdünnungsreihen bis 1:10 (Gülle:Wasser) angelegt und eine verbesserte Ertragswirkung festgestellt. Eine Verdünnung von 1:1 ist für Betriebe interessant, die genügend Güllelagerraum zur Verfügung haben und eine arrondierte Betriebslage aufweisen. Für Betrieben, die eine verstreute Flächenausstattung aufweisen ist die Gülleseparierung eine deutlich interessantere Alternative. Mit beiden Behandlungsvarianten kann die Stickstoffausnutzung verbessert und die Gefahr der Futterverschmutzung deutlich reduziert werden.
Verluste reduzieren heißt Nährstoffeffizienz erhöhen!
Milchviehgülle hat je nach Rationsgestaltung, Leistungsniveau und Verdünnungsgrad zwischen 3 und 4 kg Gesamtstickstoff in einem Kubikmeter Gülle. Davon liegt rund 50 % als Ammoniumstickstoff vor, also zwischen 1,5 und 2,0 kg NH4-N/m3 Gülle. Davon gehen bei breitflächiger Ausbringung im Schnitt über viele Versuche hinweg 50 % als Ammoniak in die Luft. D.h. im Schnitt gehen bei einer Ausbringmenge von 20 m3/ha rund 15 kg des gut pflanzenverfügbaren Stickstoffes in die Luft verloren. 50 % dieser Verluste können wir verhindern, wenn die Gülle mit einem Schleppschuhverteiler ausgebracht wird. Konkret formuliert heißt das, dass pro Schnittdüngung bei 20 m3/ha Ausbringmenge 15 bis 20 Euro/ha umgerechnet in Mineraldüngeräquivalente eingespart werden können (gerechnet mit 1,5 €/kg N).
Zusammengefasst
Stickstoff ist ein wertvoller Nährstoff, der so gut als möglich im Kreislauf gehalten werden soll. Ammoniak entsteht auf mit Kot und Harn vermischten Oberflächen – im Stall, bei der Lagerung und bei der Ausbringung und geht als gasförmige Stickstoffverbindung leicht verloren. 94 % der Ammoniakemissionen stammen aus der Landwirtschaft. Davon müssen rund 10 kt reduziert werden – von 65,4 kt NH3 im Jahr 2020 auf 55 kt NH3 bis 2030. Die Wirtschaftsdüngerausbringung ist dabei besonders gefordert. Über 40 % der Emissionen sind diesem Bereich zuzuschreiben. Um dieses Ziel zu erreichen müssen wenigstens 45 % der Gülle im Grünland und 70 % im Ackerland in Zukunft bodennah ausgebracht werden. Im ÖPUL wurde die Förderung für die bodennahe Gülleausbringung attraktiver gestaltet. Die Gülleverdünnung mit Wasser und die Gülleseparierung sind ebenfalls stärker in die Betrachtung mit einzubeziehen. Bei höheren Transportentfernungen (ab 5 km) lassen sich damit die Mehrkosten gut abzudecken. Bei arrondierter Betriebslage ist die Gülleverdünnung bei gegebener Wasserverfügbarkeit die günstigere Lösung. Festmist muss auf unbestellten Ackerflächen unmittelbar (innerhalb von 4 Stunden!) eingearbeitet werden.
Mit der bodennahen Gülleausbringtechnik können bis zu 30 Euro/ha an Stickstoffverlusten eingespart werden. Die Mehrkosten für die teure etwas umständlicher zu bedienende Technik lassen sich mit der Förderung sowohl bei der Anschaffung der Technik als auch im Betrieb (Ausbringförderung) gut abdecken. Die höhere Stickstoffeffizienz bleibt kostenlos am Betrieb und hilft zudem Umweltschäden (Versauerung und Feinstaub) und Geruchsemissionen (Nachbarschaft!) zu reduzieren.
Dieser Beitrag wurde von DI Alfred Pöllinger, Roland Gutwenger und Gregor Huber, HBLFA Raumberg-Gumpenstein zur Verfügung gestellt.